Slowenien und ein Indianer. Zwei Geheimtipps

Vorab muss ich gestehen, dass ich weder ganz Slowenien abgefahren habe noch, dass mir das Motorrad gehört, auf dem ich dort rumgekurvt bin. Toni, meine BMW 800 GS, steht Corona-bedingt noch in Buenos Aires. Christian Ebert, vom gleichnamigen Motorradhaus, hat mir eine Indian FTR 1.200 zum Ausprobieren gegeben. Mein Fernweh zog mich für einen Kurztrip nach Slowenien. Ein Land, das ich nur vom Durchfahren in den Süden kenne. Hier mein kurzer Bericht über eine überraschend schöne Tour:

Von Villach über den Wurzenpass in die Julischen Alpen. In Kranjska Gora fahre ich den Vršič-Pass, eine 1.611 m hohe Gebirgsstraße. Über 50 Kehren, viele davon mit Kopfsteinpflaster ausgelegt, machen der FTR und mir viel Spaß.

Die großartigen Aussichten öffnen Herz, Seele und Gaszug, an den ich mich bei dem Naked Bike erst mal gewöhnen muss. Die Pass-Straße führt durch den Triglav Nationalpark. Sie wurde während des ersten Weltkriegs von russischen Gefangenen gebaut. Viele Verbauungen, Festungen und Denkmäler erinnern an die blutigen Schlachten im Isonzo-Tal.
Jahrhunderte lang strategische Bedeutung hatte auch der nächste Pass. Der Predil-Pass bildet die Grenze zwischen Italien und Slowenien. Zwischen den Bergmassiven des Mangart (2.677m) und dem Monte Canin (2.571m) kurve ich durch eine traumhafte Landschaft. Die 124 PS und das geschmeidige Drehmoment der FTR sind wie geschaffen für diese Tour.

Sehr zu empfehlen ist die kleine Mautstraße (5€), die auf den Mangart hochführt. 17 Spitzkehren, fünf Tunnel und 12 km – mehr Genussfahrt geht kaum.

Fast fällt es mir nicht auf, dass ich die Grenze nach Italien überquere. Die FTR macht auch hier  „Bella Figura“. Von Tarvis und einem kurzen Abstecher durch die italienische Region Friaul-Julisch-Venetien geht es dann wieder östlich an Kranjska Gora vorbei nach Bled. Einem der touristischen Highlights Sloweniens. Das Bild vom Bledsee mit der Kirche auf einer kleinen Insel und mit der Burg hoch oben kennt fast jeder aus Reiseprospekten.

Dieser traumhafte Blick ist der gebührende Abschluss eines wunderschönen Tages. Ca. 200 km im Gebirge, die mit der FTR Laune machten. Und vor allem; in Slowenien sind Motorradfahrer willkommen.

Das Wetter soll in den nächsten Tagen schlechter werden, also entscheide ich mich spontan ans Mittelmeer zu fahren. Entspannt cruise ich durch die Ausläufer der Alpen. Grüne Wälder, bunt blühende Wiesen und frische, kalte Gebirgsbäche säumen meist gut ausgebaute Straßen. Die Ortschaft Kanal ob Soči liegt malerisch an dem Fluss Soča (italienisch Isonzo).

Es wird mediterraner und wärmer am Nachmittag. Weinberge reichen bis zum Straßenrand. Ein Abstecher zu dem weltberühmten Ibizaner-Gestüht lohnt sich.

Der erste Blick aufs Mittelmeer habe ich auf den Hafen von Koper. Die malerische Ortschaften Isola und Parin liegen nur eine bis zwei Buchten weiter. Ein fast kitschiger Sonnenuntergang beendet einen Tag, der abwechslungsreich und trotz 200 km zum Teil bei über 30 Grad angenehm entspannend war.

Die FTR kann auch größere Touren, soviel ist sicher. Zugegeben, ich wäre nicht mit ihr um die Welt gefahren, dafür ist der Tank zu klein, aber für solche Trips wie diesen ist sie gut geeignet. Und sie fällt auf. Einmal hat ein GS Fahrer die Kamera gezückt und ein Foto gemacht. Einige Biker fragten, „Wie ist denn die Indian jetzt so?“ Meine Antwort, „Sportlich in den Kurven, überragendes Drehmoment, ausreichend Wums mit 123 PS, stabiles Fahrwerk und einfaches Handling“. Oft hellten sich skeptischen Blicke danach auf und die Kommentare spannten sich von, „Schaut schon irgendwie gut aus“ bis, „Mal was Anderes.“ Nicht unerwähnt lassen will ich die Tatsache, dass auch lange Strecken (6-8 Stunden) auf der Sitzbank keinen Unterschied zu meiner GS machen.

So wie es scheint habe ich zwei Geheimtipps erwischt: Slowenien und Indian. Danke Christian für die „abgefahrene“ FTR 1200. Ein echtes Fun-Bike auf dem man sich wohlfühlt. Genug des Lobes, sonst wird „Toni“ meine BMW in Buenos Aires eifersüchtig.

Zum Abschluss Noch eine Empfehlung zur Anfahrt nach Slowenien: Großglockner Hochalpenstraße und Nockalmstraße. Nach Hause ging es über die schöne Stadt Udine, an den drei Zinnen vorbei und über den Staller Sattel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mithelfen
Nicht nur freiwillige Helfer halten unsere Organisation am Laufen. Auch Spenden von Einzelpersonen oder Unternehmen unterstützen uns dabei, unsere wichtige Mission das ganze Jahr lang über zu verfolgen und stetig Events zu organisieren. Bei Interesse richte deine Spende bitte an folgendes Konto:
Empfänger Thomas Lurz und Dieter Schneider Stiftung
Kennwort Fellows Ride
IBAN DE85790300011000190500
BIC FUCEDE77XXX
Bank Fürstl. Castell’sche Bank Würzburg
PayPal Spendenlink
Ride don't hide
Die Welt ist zu schön für Depression

„Die Welt ist zu schön für Depression“ – Ride don’t hide ist ein Film, der Fernweh weckt und Leben retten kann! Ein Film, der von einer außergewöhnlichen Abenteuerreise erzählt.